Die Digitalisierung schreitet in der Finanzbranche mit großen Schritten voran. Eine aktuelle Studie zeigt, dass etwa jede achte Bank in Deutschland bis 2030 Stellen abbauen könnte – getrieben durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung. Doch was bedeutet das für die Beschäftigten und die Zukunft der Branche?
KI als Treiber des Wandels
Laut der von Bloomberg zitierten Studie des Personalberaters Robert Half erwarten 13 % der befragten Bank-Manager einen Personalabbau infolge der digitalen Transformation. Besonders betroffen sind dabei Back- und Middle-Office-Bereiche, also Tätigkeiten mit einem hohen Anteil an wiederkehrenden Aufgaben.
Dies bestätigt auch eine Untersuchung von Bloomberg Intelligence, die prognostiziert, dass weltweit bis zu 200.000 Jobs im Bankensektor durch KI gefährdet sein könnten. Eine Umfrage unter Chief Information und Technology Officers zeigt, dass große Finanzinstitute wie Citigroup Inc., JPMorgan Chase & Co. und Goldman Sachs Group Inc. in den nächsten drei bis fünf Jahren mit einem durchschnittlichen Stellenabbau von 3 % ihrer Belegschaft rechnen. Besonders betroffen sind Back-Office-Aktivitäten, Middle-Office-Funktionen und operative Aufgaben. Auch Kundendienstabteilungen werden sich erheblich verändern, da automatisierte Systeme vermehrt Kundeninteraktionen übernehmen sollen.
Produktivitätssteigerung statt Massenentlassungen?
Dennoch bedeutet der technologische Wandel nicht zwangsläufig Kündigungen. Vielmehr setzen Banken darauf, betroffene Mitarbeiter umzuschulen oder an anderer Stelle im Unternehmen einzusetzen.
Julia Kirner, Managing Director bei Protiviti, betont in einem Interview mit Bloomberg, dass Banken den Wandel proaktiv gestalten und Beschäftigte weiterqualifizieren wollen. Besonders bei komplexeren Aufgaben könnte der Mensch weiterhin unersetzlich bleiben. Denn KI ist nur so gut wie das Training, das sie erhält – und dieses erfordert erfahrene Mitarbeiter.
KI-Integration verspricht finanzielle Vorteile
Banken setzen große Hoffnungen in die finanziellen Chancen der KI-Technologien. Laut Bloomberg Intelligence könnten die Institute ihre Gewinne vor Steuern bis 2027 deutlich steigern – um bis zu 17 % mehr als bisher erwartet. Das entspräche einem zusätzlichen Gewinn von etwa 180 Milliarden Dollar. In der Umfrage gaben 80 % der befragten Banken an, dass sie durch den Einsatz von generativer KI innerhalb von drei bis fünf Jahren mindestens 5 % mehr Umsatz und Produktivität erwarten.
Demografischer Wandel als Chance für KI
Ein weiteres Argument für den KI-Einsatz in Banken ist der bevorstehende demografische Wandel. In den nächsten zehn Jahren gehen viele Beschäftigte in den Ruhestand. Manche Banken – etwa LBBW und Helaba – rechnen mit einem Abgang von bis zu 30 % ihrer Belegschaft.
Hier könnte KI helfen, Wissen im Unternehmen zu konservieren. Viele Banken trainieren bereits ihre Chatbots mit firmeninternen Dokumenten, um wichtige Informationen langfristig verfügbar zu halten.
Fazit: Herausforderung und Chance zugleich
Die Automatisierung in der Finanzbranche bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Während einige Stellen wegfallen, entstehen gleichzeitig neue Möglichkeiten durch Umschulung und veränderte Tätigkeitsbereiche. Banken, die den Wandel strategisch angehen, können langfristig nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch ihre Mitarbeiter sinnvoll in den Transformationsprozess einbinden.
Ob KI letztendlich Arbeitsplätze vernichtet oder verbessert, hängt stark von der Umsetzung in den Unternehmen ab. Klar ist jedoch: Die digitale Transformation ist nicht aufzuhalten – und wer sich rechtzeitig anpasst, kann davon profitieren.