Archive for April, 2025

Von Bewerbungsvolumen bis Time-to-Hire: Deutschlands Recruiting-Report 2025

Posted by / 30. April 2025 / Categories: Human Resources, Studien / -

Die Personalgewinnung in Deutschland steht vor besonderen Herausforderungen und Chancen. Basierend auf dem „Germany Recruiting Benchmarks 2025 Report“ von SmartRecruiters und Lighthouse Research & Advisory lassen sich zentrale Trends und Kennzahlen ableiten, die Unternehmen helfen, ihre Recruiting-Strategien zu optimieren.


1. Geringeres Bewerbungsvolumen, aber bessere Chancen auf ein Interview

Während global im Durchschnitt 73 Bewerbungen auf eine offene Stelle eingehen, verzeichnet Deutschland 34 % weniger Bewerbungen als der weltweite Mittelwert ​. Dieses geringere Bewerberaufkommen bedeutet jedoch nicht automatisch, dass es schwieriger wäre, geeignete Kandidat:innen zu finden. Im Gegenteil: Aufgrund des niedrigeren Volumens haben Bewerber:innen in Deutschland im Vergleich mehr Möglichkeiten, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.


2. Lange Time-to-Hire: Betriebsrat als Prozessfaktor

Ein entscheidender Engpass im deutschen Recruiting ist die Einbindung des Betriebsrats. Im Median dauert die Besetzung einer Position fast zwei Monate (knapp 60 Tage) – deutlich länger als der globale Median von 38 Tagen ​. Die gesetzlich vorgeschriebene Mitbestimmung kann den Prozess verlangsamen und erfordert von Unternehmen eine frühzeitige und strukturierte Einbindung aller Beteiligten.


3. Recruiter-Produktivität unter dem globalen Durchschnitt

Recruiter:innen in Deutschland generieren pro Monat weniger Einstellungen als der globale Durchschnitt ​. Gründe hierfür sind neben regulatorischen Hürden auch der oftmals geringere Automatisierungsgrad in HR-Prozessen. Während Innovationsführer wie Australien und die USA 78 % bzw. 85 % mehr Einstellungen realisieren, müssen deutsche Unternehmen ihre Prozesse und Technologie-Stacks weiterentwickeln, um mit internationalem Tempo mithalten zu können.


4. Deutschland ist Vorreiter bei interner Mobilität

Ein positiver Aspekt im deutschen Recruiting ist die Interne Mobilität: Jede neunte Einstellung erfolgt aus dem eigenen Unternehmen heraus (ca. 11 %) ​. Dieser Wert übertrifft den globalen Mittelwert von 8 % und zeigt, dass deutsche Arbeitgeber zunehmend auf interne Talente setzen, um Mitarbeiterbindung und Know-how-Erhalt zu fördern.


5. Empfehlungen nutzen – Ausbaupotenzial vorhanden

Im Bereich der Mitarbeiterempfehlungen liegt Deutschland noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 7 % ​. Empfehlungsprogramme bieten jedoch bewährt qualitative Kandidat:innen und können Recruiting-Kosten senken. Ein strukturierter Ausbau dieser Programme sollte daher auf der Agenda stehen.


Fazit und Handlungsempfehlungen

  1. Prozessoptimierung: Durch frühzeitige Einbindung des Betriebsrats und klare Kommunikationswege lässt sich die Time-to-Hire deutlich reduzieren.
  2. Technologieinvestitionen: Automatisierung und KI-gestützte Tools schaffen Effizienzgewinne und steigern die Recruiter-Produktivität.
  3. Förderung interner Mobilität: Ausbau von Talent- und Nachfolgeprogrammen sichert Know-how und erhöht die Mitarbeitermotivation.
  4. Stärkung von Empfehlungsprogrammen: Incentivierte Referral-Programme erschließen zusätzliche, hochwertige Kandidat:innen.

Mit diesen Ansätzen können deutsche Unternehmen ihre Recruiting-Performance nachhaltig verbessern und sich in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt behaupten.

Konjunktur unter Druck: Arbeitsplätze wandern in die Rüstungsindustrie

Posted by / 23. April 2025 / Categories: Unternehmensnachrichten / -

Die deutsche Wirtschaft kämpft – und das spiegelt sich deutlich auf dem Arbeitsmarkt wider. Während in vielen Branchen ein Rückgang von Arbeitsplätzen droht, gibt es einen Sektor, der plötzlich zum Hoffnungsträger wird: die Rüstungsindustrie.

Wirtschaftskrise und globale Spannungen drücken auf den Stellenmarkt

Die Zeichen stehen auf Sturm. Wie eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, plant rund jedes dritte Unternehmen in Deutschland einen Stellenabbau im Jahr 2025. Nur knapp ein Viertel der befragten Firmen sieht dagegen eine Aufstockung des Personals vor. Gründe gibt es viele: geopolitische Unsicherheiten, der Ukraine-Krieg, ein sich anbahnender Zollstreit mit den USA unter Präsident Trump sowie hohe Energie- und Produktionskosten.

Vor allem die Industrie steht unter Druck: 42 Prozent der Unternehmen dort rechnen mit Stellenabbau. Auch das Transportwesen sowie Tourismus- und Reinigungsberufe erleben laut dem aktuellen Indeed-Arbeitsmarktindex starke Rückgänge bei den Stellenangeboten – teils über 14 Prozent.

Eine Branche trotzt dem Trend: Rüstung als Jobmotor

Ein klarer Kontrast zum allgemeinen Trend zeigt sich in der Rüstungsindustrie. Während andere Sektoren Personal abbauen, wird hier kräftig eingestellt. Gründe sind unter anderem die gestiegene Nachfrage nach militärischer Ausrüstung infolge internationaler Spannungen.

Beispiel Rheinmetall: Der Konzern plant, in den kommenden Jahren weiter Tausende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. Bereits jetzt bewerben sich jährlich über 200.000 Menschen – viele davon aus kriselnden Branchen wie der Automobilindustrie. Neue Produktionsstätten in Berlin und Neuss sollen die Umstellung von Autoteilen auf Rüstungsgüter ermöglichen. Laut Vorstandschef Armin Papperger leben bereits heute rund 80.000 Menschen in Deutschland von der Branche – Tendenz steigend.

Ein zweischneidiges Schwert

Dass ausgerechnet die Rüstungsindustrie zum Jobgaranten wird, wirft Fragen auf. Zwar sichert sie Arbeitsplätze, doch ethisch ist dieser Aufschwung nicht unumstritten. Für viele Arbeitnehmer überwiegt jedoch die pragmatische Sicht: Ein sicherer Arbeitsplatz zählt derzeit mehr als moralische Bedenken – besonders, wenn Alternativen fehlen.

Fazit: Neue Realitäten am Arbeitsmarkt

Der deutsche Arbeitsmarkt steht 2025 unter dem Eindruck globaler Krisen und struktureller Veränderungen. Während viele Branchen Federn lassen, formt sich mit der Rüstungsindustrie ein überraschender Hoffnungsträger. Doch langfristig wird sich zeigen, ob dies ein nachhaltiger Trend ist – oder nur ein Zwischenhoch in einer Zeit großer Unsicherheit.