Die Personalgewinnung in Deutschland steht vor besonderen Herausforderungen und Chancen. Basierend auf dem „Germany Recruiting Benchmarks 2025 Report“ von SmartRecruiters und Lighthouse Research & Advisory lassen sich zentrale Trends und Kennzahlen ableiten, die Unternehmen helfen, ihre Recruiting-Strategien zu optimieren.
1. Geringeres Bewerbungsvolumen, aber bessere Chancen auf ein Interview
Während global im Durchschnitt 73 Bewerbungen auf eine offene Stelle eingehen, verzeichnet Deutschland 34 % weniger Bewerbungen als der weltweite Mittelwert . Dieses geringere Bewerberaufkommen bedeutet jedoch nicht automatisch, dass es schwieriger wäre, geeignete Kandidat:innen zu finden. Im Gegenteil: Aufgrund des niedrigeren Volumens haben Bewerber:innen in Deutschland im Vergleich mehr Möglichkeiten, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
2. Lange Time-to-Hire: Betriebsrat als Prozessfaktor
Ein entscheidender Engpass im deutschen Recruiting ist die Einbindung des Betriebsrats. Im Median dauert die Besetzung einer Position fast zwei Monate (knapp 60 Tage) – deutlich länger als der globale Median von 38 Tagen . Die gesetzlich vorgeschriebene Mitbestimmung kann den Prozess verlangsamen und erfordert von Unternehmen eine frühzeitige und strukturierte Einbindung aller Beteiligten.
3. Recruiter-Produktivität unter dem globalen Durchschnitt
Recruiter:innen in Deutschland generieren pro Monat weniger Einstellungen als der globale Durchschnitt . Gründe hierfür sind neben regulatorischen Hürden auch der oftmals geringere Automatisierungsgrad in HR-Prozessen. Während Innovationsführer wie Australien und die USA 78 % bzw. 85 % mehr Einstellungen realisieren, müssen deutsche Unternehmen ihre Prozesse und Technologie-Stacks weiterentwickeln, um mit internationalem Tempo mithalten zu können.
4. Deutschland ist Vorreiter bei interner Mobilität
Ein positiver Aspekt im deutschen Recruiting ist die Interne Mobilität: Jede neunte Einstellung erfolgt aus dem eigenen Unternehmen heraus (ca. 11 %) . Dieser Wert übertrifft den globalen Mittelwert von 8 % und zeigt, dass deutsche Arbeitgeber zunehmend auf interne Talente setzen, um Mitarbeiterbindung und Know-how-Erhalt zu fördern.
5. Empfehlungen nutzen – Ausbaupotenzial vorhanden
Im Bereich der Mitarbeiterempfehlungen liegt Deutschland noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 7 % . Empfehlungsprogramme bieten jedoch bewährt qualitative Kandidat:innen und können Recruiting-Kosten senken. Ein strukturierter Ausbau dieser Programme sollte daher auf der Agenda stehen.
Fazit und Handlungsempfehlungen
- Prozessoptimierung: Durch frühzeitige Einbindung des Betriebsrats und klare Kommunikationswege lässt sich die Time-to-Hire deutlich reduzieren.
- Technologieinvestitionen: Automatisierung und KI-gestützte Tools schaffen Effizienzgewinne und steigern die Recruiter-Produktivität.
- Förderung interner Mobilität: Ausbau von Talent- und Nachfolgeprogrammen sichert Know-how und erhöht die Mitarbeitermotivation.
- Stärkung von Empfehlungsprogrammen: Incentivierte Referral-Programme erschließen zusätzliche, hochwertige Kandidat:innen.
Mit diesen Ansätzen können deutsche Unternehmen ihre Recruiting-Performance nachhaltig verbessern und sich in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt behaupten.